Mittwoch, 5. Juni 2013

Leben im Pfarrhaus

Eigentlich wollte ich auch vom Alltag im Pfarrhaus erzählen, weil sich das ein bisschen vom Leben in einem normalen Haus unterscheidet. Wir wohnen ja in einem Haus mit "Publikumsverkehr", also kommen auch schon mal wildfremde Leute hierher. Darunter leidet natürlich die Privatsphäre, nackig Sonnenbaden im Garten ist also nicht. Manchmal ist der unangekündigte Besuch schön, manchmal nicht so schön, und manchmal auch echt ärgerlich.

Zu den angenehmen Besuchern zählen zum Beispiel Leute aus der Gemeinde, die einfach mal vorbeikommen. Eine Tasse Kaffee, ein nettes Gespräch, schön. Das macht Spaß. Ist aber auch nicht außergewöhnlich.

Die nicht ganz so angenehmen Besucher sind Leute, die an der Türe Sachen verkaufen wollen, höfliche Bettler und die Zeugen Jehovas.
Also ehrlich, warum sollte ich von einem fliegenden Händler Klopapier kaufen, wenn ich das doch in besserer Qualität im Supermarkt bekomme? Oder Klamotten, die eher im Schrank meiner Oma Platz finden würden? Fahrende verkaufen manchmal Handarbeiten, die wirklich schön sind, aber zu Preisen, die sich echt gewaschen haben! 
Höfliche Bettler sind ok, manchmal gibt es nette Geschichten, die man sich anhören kann, aber nicht unbedingt glauben muss. Denen gibt man dann ein bisschen Geld, und gut ist. Einmal haben 2 von denen sogar hier ein bisschen im Garten gearbeitet. Dafür gab es dann auch ein Mittagessen zum versprochenen Geld dazu. Oft bezahlt mein Mann auch einfach nur die Geschichte, wenn sie gut erzählt ist. Bei Ausländern geht es dann in der Regel darum, dass sie gerne wieder nach Hause wollen (warum kommen sie dann überhaupt her, wenn sie hier nur Geld für die Heimreise sammeln?), bei Einheimischen meistens darum, dass sie mit dem Zug zu ihrer/m totkranken Mutter/Vater/Bruder/Schwester/Onkel/Tante/Großmutter/Großvater/... reisen wollen und kein Geld für die Fahrt haben. Für bessere Geschichten gibt es übrigens auch mehr Geld.
In Deutschland ist man im Pfarrhaus im Allgemeinen vor den Zeugen Jehovas gefeit, aber hier kommen sie trotzdem. Nein, ich möchte nicht mit denen über Gott sprechen, im Raumschiff ist sicher eh kein Platz mehr für mich. Grmpf. Können die nicht mal kommen, wenn mein Mann auch da ist und sich dann mit dem über Gott unterhalten? Darf ich das dann filmen?

Die ärgerlichen sind dann meist im Rückblick auch die lustigen.
Da wäre beispielsweise der Deutsche, der im ganzen Kirchenkreis umherfährt und die Pfarrhäuser abklappert. Natürlich tauschen sich die Pfarrer über die Bettler aus, oft kommen die ja auch mehrfach. Diesem speziellen Herren wurde schon oft versucht, zu helfen. Leider ist er dermaßen anspruchvoll, dass ihm nicht zu helfen ist. Der Pfarrer im Nachbarort war mit ihm Schuhe kaufen. Beim nächsten Besuch beschwerte sich der Bettler, weil er sich Blasen in den Schuhen gelaufen hatte. Als er das erste Mal bei uns war, hat er sich über unseren Hund (die Gute bellt jeden an, aber aus der Distanz, und sie ist ein herzensguter und sehr lieber Hund) beschwert, der ihn fast angefallen hätte. Er hat meinen Mann beschimpft und sich dann darüber aufgeregt, dass mein Mann ärgerlich war, weil er so unhöflich war und außerdem an einem Feiertag bei uns zur Mittagszeit vor der Tür stand. Mein Mann wusste natürlich, um wen es sich da handelte und hat ihn mit Namen angesprochen, worauf der Bettler recht erstaunt reagierte. Aber weil an einem Feiertag kein Geschäft offen hat, in dem er sich, wie er meinem Mann weis machen wollte, Essen kaufen wollte, hat mein Mann ihm kein Geld gegeben.  Er hat ihn als ausländerfeindlich betitelt, und als mein Mann ihn darauf hinwies, dass wir selbst Deutsche sind, ist er abgezogen. Einige Zeit später rief er an und entschuldigte sich für sein Verhalten. Als er aber das nächste Mal auftauchte, wurde er wieder ausfallend und hat natürlich wieder nichts bekommen. Wie blöd kann man eigentlich sein? Seitdem hat er sich nicht mehr blicken lassen, er würde auch nichts bekommen.
Aber Klasse war auch der Kerl, der irgendwann vor der Tür stand und sagte, er sei Pilger, man habe ihn ausgeraubt und nun habe er nichtmal Geld für die Pilgerherberge. Ok, wir wohnen am Jacobsweg, da kommen durchaus schon mal Pilger durch. Soweit haben wir ihm geglaubt, ihn reingebeten und zum Essen bei uns eingeladen.Wir hätten ihn fast noch bei uns übernachten lassen, da er ja kein Geld für die Herberge hatte, und einen Pilger wollten wir nicht abweisen. Aber dummerweise war der gute Mann sehr redselig und je mehr er erzählte, desto mehr wurde seine ursprüngliche Geschichte ergänzt. Es stellte sich immer mehr heraus, dass er eher ein Landstreicher auf der Durchreise war. Ausgeraubt worden war er wohl, allerdings von irgendwelchen Saufkumpanen, als er volltrunken eingeschlafen war. Also haben wir ihn essen lassen, mein Mann hat ihm Geld für die Pilgerherberge im Nachbarort und ihm die Wegbeschreibung dorthin gegeben. Sicher, viel gelogen hatte er nicht, aber auch nicht viel Wahrheiten erzählt.

Irgendwann habe ich auch schon mal nach Gaunerzinken in unserer Einfahrt und davor gesucht, aber nichts gefunden. Denn eigentlich können wir uns nicht über übermässigen Bettlerbesuch beschweren. Vielleicht wissen die ja, dass es hier nicht einfach ist, an Geld zu kommen und nur die Mutigsten kommen, um es zu versuchen.

Montag, 3. Juni 2013

Mobiles Mini-Nadelkissen

Für mein schickes Nähtäschchen (siehe http://tinistaschen.blogspot.ch/2010/12/tutorial-pompadour.html ) brauchte ich eine Möglichkeit, Nadeln zu transportieren, ohne dass sie kaputt gehen oder mich und andere stechen.

Also habe ich mir ein Filmdöschen genommen, ein Mini-Nadelkissen genäht, es mit Hilfe von Klettband im Deckel befestigt, und fertig ist das mobile Nadelkisschen.